«Schlüssel» Sommer 2020
> 4 Gemeinde L ieben Sie warmes, trockenes Wetter? Falls ja, haben Sie etwas mit dem acht- zähnigen Fichtenborkenkäfer (Ips typo- graphus aus der Familie der Scolytina) gemein- sam. Der liebt ebenfalls warmes, trockenes Wetter und nutzt es, um sich satt zu fressen und um sich möglichst zahlreich zu vermeh- ren. Wenn es kühl und feucht ist, zieht er sich unter Rinden oder in die Erde zurück und wartet geduldig, bis es wieder angeneh- mer wird. Grundsätzlich mag man dem kleinen Kerl sein schönes Leben gönnen, allerdings führt er dies auf Kosten unseres Waldes, und das exzessiv und rücksichtslos. Unser Wald leidet Jetzt im Frühsommer strahlt der Wald mit seinem frischen satten Grün. Doch wer genau hinschaut, entdeckt viele kahle oder braune Stellen. Text: Saskia Haueisen, Bilder: Daniel Hitz, Hanspeter Kühni Frassbild des Buchdruckers mit weissen Larven. (dh) Fichtenborkenkäfer (Buchdrucker) (dh) Der Käfer bohrt ein kleines Loch in die Rinde einer Fichte und frisst eine Rille in das saftige Aussenholz des Stammes. Nach der Paarung legt das Weibchen ca. 50 Eier in Gänge, die es rechtwinklig zur ersten Rille anlegt. Dadurch entsteht eine Maserung am Fichtenstamm, die demKäfer denBeinamen «Buchdrucker» eingebracht hat. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, ernähren sich ebenfalls vom saftigen Aussenholz und ent- ziehen der Fichte langsamWasser und Nähr- stoffe; sie schnüren den Baumquasi ab. Nach 40 Tagen schlüpfen die Käfer, umdann wieder ein Loch in die Rinde einer Fichte zu bohren usw. Das Einzige, was die rasante Vermehrung dieses Schädlings verlangsamt, ist das Wetter, und das spielt dem Borkenkäfer in die Hände. Die letzten beiden Jahre waren im Ver- gleich zu früher wärmer und trockener, und der Start in diesem Jahr verspricht ein drittes Borkenkäferjahr. Daniel Hitz ist seit 35 Jahren Förster amSiggenberg und hat noch nie eine so lange trockenwarme Periode erlebt. Er rechnet da- mit, dass es in 10 bis 20 Jahren im Mittelland keine Fichten mehr geben wird, wenn es mit den Trockenjahren so weitergeht. In höheren Lagen werden sie zunächst noch bleiben, da die kühleren Temperaturen die Borkenkäfer- population einschränken.
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