«Schlüssel» Sommer 2021

Schlüssel > 2/3 > Sommer 2021 > 3 Editorial W er oder was macht erfolgreiche Vereine aus? Mitglieder, die fleissig Medaillen und Pokale sammeln? Vorstände und Funktionäre, die sich unermüdlich für das Wohl der Organisation engagieren? Ist es eine vorbildliche Nachwuchs- arbeit, oder machen erst zeitgemässe, flexible Strukturen den Er- folg möglich? Oder ist es doch das Geld, das den Fortbestand der Klubs langfristig sichert? Welcher ist für Sie der zentrale Punkt? Vermutlich tippen Sie darauf, dass alle Faktoren unverzichtbar sind und erst die Kombination da- raus das Erfolgsrezept ausmacht. Richtig, aber es fehlt noch etwas Entscheidendes. Der wichtigste Erfolgsfaktor ist ein ganz anderer. Bevor ich Ihnen die Lösung verrate, sollten wir uns zuerst ei- nigen, was überhaupt der grösste Erfolg für einen Verein ist. Sind es die Goldmedaillen eines Athleten oder einer Athletin an Olympischen Spiele oder ist es eine stetig wachsende Mitgliederzahl? Zugegeben, beides ist ziemlich cool, aber ich bin für etwas anderes: Kontinuität, Langlebigkeit, Fort- bestand. Vereine, die lange aktiv bleiben, ihre Mitglieder immer wieder neu begeistern und einen bleibenden Eindruck in der Ge- meinde hinterlassen − das sind die wirklich erfolgreichen. Zwei Untersiggenthaler Vereine feiern dieses Jahr ihr 100-Jahr-Jubiläum: der Männerturnverein und der Satus. Beide haben Höhen und Tiefen erlebt. Aber selbst in Krisenzeiten ist es ihnen gelungen, (frei)willige Leute zu motivieren, die mit viel En- gagement für den Weiterbestand des Vereins sorgten. Dank die- sen Ehrenamtlichen, den Schafferinnen und Schaffern an der Spitze und hinter den Kulissen, dürfen diese Vereine ihr Jahrhun- dert-Jubiläum feiern. Das ist Erfolg. Gratulation! Das bringt uns zurück zum allerwichtigsten Erfolgsfaktor: «Wertschätzung» − also die Währung, in der die Ehrenamtlichen entschädigt werden. Ein ehrliches Dankeswort hier, eine kleine Ges- te da, mehr braucht es oft nicht. Leider ist Wertschätzung zu ei- nem raren Gut verkommen, oft vergessen und massiv unter- schätzt. Die Folge: Viele Vereine ha- ben Wertschätzung durch Ent- schädigungen, Honorare oder Löhne ersetzt. «Was nichts kostet, kann ja nichts wert sein.» Frei- willigenarbeit wird zum bezahlten Job, das Ehrenamt ist keine Ehre mehr, nur noch ein «entlöhntes» Amt. Dabei wissen wir: Geld allein macht nie glücklich. Und schon gar nicht ist es die Triebfeder, die jemanden Herzblut in seinen Verein investieren lässt. Darum, liebe Vereinsleute: Wertschätzt eure Ehrenamtli- chen mehr, sie werden es mit Engagement danken. Und auch euer Verein wird es bis zur 100-Jahr-Feier schaffen. Stephan Fischer, PR-Chef des STV Viele Vereine haben Wert- schätzung durch Entschädigung ersetzt. Das Ehrenamt ist keine Ehre mehr.

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