«Schlüssel» Sommer 2021

> 8 Porträt S ie ist eine «echte» Untersiggenthalerin. 1975 hier geboren, hier zusammen mit ihrem älteren Bruder aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. Sie absolvierte eine Lehre als Ty- pografin. Und da sie gerne auch handwerklich arbeitet, schloss sie direkt nach ihrem Abschluss noch die Lehre zur Offsetdruckerin an. Ihrem Beruf ist sie bis heute ebenso treu wie der Gemeinde Un- tersiggenthal. Sie arbeitet bei den Effingermedien in Brugg, und ei- nes ihrer «Werke» bekommen wir als «Rundschau“ jede Woche nach Hause. Martina Pfiffner heiratete jung und wohnte mit der neu ge- gründeten Familie in Windisch. Leider platzte der Traum vom Fa- milienglück, und Martina kehrte mit ihren zwei kleinen Buben nach Untersiggenthal zurück. Die Zeit war nicht leicht. Die alleinerzie- hende Mutter musste Teilzeit arbeiten und sich um die Kinder küm- mern. Doch im vertrauten Umfeld und mit den Eltern in der Nähe hat sie ihr Leben und die Erziehung der Kinder gut gemeistert. Als Martina vier Jahre alt war, hat sie zum ersten Mal Satus- Luft geschnuppert. Nachbarskinder hatten sie zum Probetraining mitgenommen und später auch zu den normalen Trainings. Der Sa- tus ist kein Verein, der Elite-Nachwuchs fördern will, sondern den Breitensport als Plausch ausübt. Das hat Martina gefallen. Sie war als Kind und auch noch als junge Erwachsene schüchtern und hielt sich eher im Hintergrund. Sie hat jedoch immer sehr gerne geturnt, sich bewegt und die Gesellschaft der «Turngspänli» genossen. Im Oberstufenalter ist sie in die Volleyballgruppe gewechselt, der sie bis vor wenigen Jahren aktiv treu geblieben ist. Der Turnverein Satus wurde vor hundert Jahren gegründet und hat heute – wie so viele Vereine – drängende Nachwuchssor- gen. Derzeit gibt es 90 Mitglieder, von denen 45 aktiv sind. Im Jahr 2012 wurde darüber diskutiert, ob der Verein aufgelöst oder neu strukturiert werden soll. Dazu kam, dass die zwei damaligen Präsi- denten, die sich das Amt geteilt haben, nach zehn Jahren nicht mehr kandidieren wollten und ohne Nachfolge wäre es schwierig gewesen, den Satus weiterzuführen. Martina Pfiffner und viele Mit- glieder waren der Ansicht, dass der Satus weiterleben sollte. Die Realistin Martina war sich bewusst, dass sie nicht den Weiterbe- stand fordern konnte, ohne selber aktiv zu werden. In diesem Be- wusstsein sprang sie über ihren Schatten und trat in den Vorder- grund des Vereinslebens. Sie stellte sich als Präsidentin zur Verfügung und wurde gewählt. Sie sagt, dass sie durch das Ehrenamt viel gelernt und auch persönlich profitiert habe. Sie kann seitdem ohne Angst vor Menschen aufstehen und eine Rede halten. Sie hat gelernt, sich für die Anlie- gen des Vereins einzusetzen und nicht einfach alles «zu schlucken», und irgendwie das Beste daraus zu machen. Allerdings, wenn sie sich exponieren muss, dann macht sie das so, wie es ihre Art ist: Sie bereitet sich gut vor, sie informiert sich und schreibt Wichtiges auf, plant Abläufe und Unwägbarkeiten so gut es geht. Das gibt ihr die nötige Sicherheit und sorgt für speditive und konstruktive Sitzun- gen und Verhandlungen. Seitdem die Kinder gross sind, gönnt Martina Pfiffner sich gelegentlich eine Auszeit. Dann fährt sie alleine ein paar Tage in die Ferien und lässt die Seele baumeln. Sie wandert oder fährt Ski und geniesst es, einmal nicht präsent sein zu müssen. Kein Haus- halt, keine Fragen und Bitten der Söhne, kein Bürostress, keine Vereinsanliegen. Einfach sein und geniessen. Wenn Martina Pfiffner für einen Tag Königin von Untersig- genthal wäre, dann würde sie eine Seilbahn vom neuen Zentrum bis zum Waldrand bauen, damit alle Einwohnerinnen und Ein- wohner von Untersiggenthal, vor allem auch die, die nicht gut zu Fuss sind, die herrliche Aussicht auf unser schönes Tal geniessen können. Präsidentin im Hintergrund Martina Pfiffner exponiert sich nicht gerne und steht doch im Vordergrund des Turnvereins Satus Untersiggenthal, dessen Präsidentin sie seit 2013 ist. Text und Foto: Saskia Haueisen Sie hat gelernt, sich für die Anliegen des Vereins einzusetzen und nicht einfach alles «zu schlucken».

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